ADAC Limes Rallye 2004

ADAC Limes Rallye 2004

ADAC Limes Rallye 2004

Es sollte ein Testlauf vor der Steiermark Rallye werden, und es endete „überraschend“. Wir hatten uns ja vor einiger Zeit entschieden, dem Cossi etwas mehr Kraft zu verleihen, sprich einen neuen Motor. Um dies zu testen, wollten wir vor der Steiermark Rallye noch mal eine „kleine“ Rallye fahren. Wie im letzten Jahr, fielen die Rallye Deutsches Eck und die Limes auf einen Tag. Da ich aber lieber Schotter fahre, sollte es die Rallye Deutsches Eck mit 98 Prozent Schotter sein. Tja, anscheinend hatten die genügend Starter. Nach drei telefonischen Versuchen ein Nennungsformular zu bekommen, habe ich es dann aufgegeben. Auch der dmsb mit seinen (für mich idiotischen) Reifenregeln, hat uns einen Start in Koblenz nicht möglich gemacht. Wir hätten mit Winterreifen fahren müssen, und ich denke, die hätten nicht lange gehalten.

Also die Limes… direkt vor meiner Haustür. Ich hatte zwar nicht viel Gelegenheit, vor der Rallye mit dem Cossi zu fahren aber das wenige ließ schon erkennen, dass der neue Motor mächtig „Dampf“ hatte.Neue Bridgestone Reifen haben wir uns auch gönnen müssen, um überhaupt Reifen zu haben, die für nationale Rallyes zugelassen sind. Wenn es auch für Viele unwahrscheinlich klingt, aber ich habe keine WP vor Samstag morgen beim Abfahren gesehen. Also morgens Aufschrieb gemacht und dann ging es los.

WP 1 ein schneller Rundkurs in Reiskirchen von etwa sieben Kilometern Länge. Vom Start weg war uns klar: Der Cossi geht richtig gut. Es hat beim Start wieder „gekribbelt“ durch die Beschleunigung. Aber erst mal schauen, ob alles funktioniert, wie die Reifen sich verhalten (bin ich noch nicht gefahren). Nach der Hälfte der Runde winkt ein Streckenposten mit der gelben Fahne. Da ist wohl hinter der nächsten Kurve was passiert. Also vorsichtig um die Kurve. Da hat es wohl einer übertrieben und liegt auf der Seite, vorsichtig dran vorbei und weiter. Im Ziel sind wir uns grinsend einig: Das ist Rallye fahren, der Cossi geht richtig gut!! WP 2 war am Ortsrand von Villingen, also viele Leute an der Strecke, die mich kennen.
Mein Junior (3,5 Jahre) seine Mama und meine Mutter waren auch dort. Sie standen 40 Meter von der Stelle entfernt an der es gleich mächtig rund gehen sollte.

Als wir starteten wurden Sie gerade vom Streckensprecher interviewt. Der Start war wieder toll, nach 100 Metern in einen links Abzweig 100 Meter eine Leichte links und nach 100 Metern eine Scharfe rechts und dann auf eine lange Gerade.
Was dann kommt, schreibe ich, wie ich es erlebt habe, ohne Wertung der Ereignisse:

„Nach der langen Geraden anbremsen für einen scharfen Linksabzweig (links 2-).
Beim Bremsen reißt das rechte Vorderrad ab (habe ich auch erst hinterher erfahren, im besagtem Moment wusste ich nur, dass vorne was gebrochen ist).Eine Auslaufzone gibt es an dieser Stelle nicht. Wir kamen mit schätzungsweise 160 bis 180 km/h an. Durch das abgerissene Vorderrad (Auslöser war eine gebrochene Halterung für den Stoßdämpfer) und die abgerissene Bremsleitung, sind wir nahezu ungebremst mit der Beifahrerseite gegen eine Gartenmauer gerutscht, die uns dann in die Luft katapultierte.

Das läuft alles in Bruchteilen von Sekunden ab und doch schießt einem da viel durch den Kopf. Der seitliche Ãœberschlag war Markus und mir noch „klar“. Es ging dann von der seitlichen Rolle noch über die Längsachse des Autos. Das hat mich am meisten überrascht. Sehen, wo die Reise endet, konnte man nicht . Ich habe abwechselnd , Himmel zersplitterndes Glas, Erde, Himmel , Erde gesehen. Plötzlich war alles für den Bruchteil einer Sekunde still……..wir waren kopfüber in einem Seitenarm der Horloff gelandet . Der Beifahrerspiegel war der tiefste Punkt und Markus war komplett unter Wasser. Damit hatte niemand gerechnet. Das Wasser ist auch nicht langsam reingekommen , wir sind gelandet und da stand es auch schon bis zur Hälfte im Auto. Ich hing kopfüber in den Gurten und habe gleich versucht, die aufzumachen, um Markus helfen zu können. Die gingen aber nicht auf. Markus war immer noch komplett unter Wasser. Mir schießt durch den Kopf, dass er sich nicht allein losmachen kann. PANIK !!!

Die Fahrertür wird aufgemacht, ich schreie „Helft Markus!!! Die Helfer gucken rein und weg waren sie (so war zumindest mein Eindruck zu diesem Zeitpunkt). Markus rudert wie wild mit Armen und Beinen im Wasser. Ich versuche, an sein Gurtschloss zu kommen , er greift nach mir und hält meinen Arm fest…. Ich versuch nochmal, meinen Gurt aufzubekommen, geht wieder nicht. Draußen tut sich nichts. Ein neuer Versuch, wieder an das Gurtschloss von Markus zu kommen. Der greift wieder nach mir, ich komm nicht richtig dran. Das „Zappeln“ von Markus lässt nach. NEIN, NEIN, das darf nicht sein….

Ich versuch noch mal, seinen Gurt aufzubekommen. Feste drrrrrrüüüücken und plötzlich springt ein Schultergurt auf, noch mal drücken und der Gurt ist auf und Markus kommt hoch….Da ich immer noch über Kopf in meinen Gurten hänge, sehe ich Ihn nicht, ich spüre aber, dass er zumindest mit dem Kopf über Wasser ist. Gott sei Dank!!! Wie lange das Ganze gedauert hat und Markus unter Wasser war, kann ich nur schätzen. Auf jeden Fall viel zu lange.

Jetzt krieg ich auch was von draußen mit. Ich sehe jemanden mit Helm von der Sicherheitsstaffel, der einen Streckenposten zur Ruhe mahnt. Aber sonst nicht so arg viel. Ich hänge immer noch im Auto….es kommt irgendwie keiner auf die Idee, mir meinen Gurt aufzumachen , selber bekomme ich ihn nicht auf. Langsam fängt alles an zu kribbeln . Hallo… Hallo? Kann mir mal jemand raushelfen? Erst als ich anfange, zu „zappeln“, kommt jemand aus dem Orga Team der Rallye und macht mir den Gurt auf. Ich kann endlich rausklettern. Markus ist immer noch drin. Er hat sich mittlerweile hinter die Sitze …tja, wie soll ich sagen….geschlängelt?…gepresst?…Eigentlich ist da gar kein Platz und Markus ist nicht gerade klein, aber er lag hinter den Sitzen. Irgendwie muss er jetzt auch raus. Nach hinten geht nicht wegen dem Käfig. Es gibt nur eine Möglichkeit….er muss wieder durchs Wasser. Klar, dass er dazu nicht unbedingt Lust hat .
Ich versuch, Ihn zu beruhigen. Er muss zurück nach unten ins Wasser (zum Glück nicht mit dem Kopf) und dann vor den Sitzen hoch. Nach gutem Zureden klappt es: auch Markus ist draußen. Die Ärzte nehmen Markus gleich mit in den Krankenwagen. Ich guck noch mal nach dem Cossi bis mich ein Arzt „abführt“ und einen ersten Check macht.

Alles in allem haben wir viel Glück gehabt . Von dem Unfall haben wir beide nicht mal einen Kratzer. Alle Sicherheits-maßnahmen im Cossi haben gut funktioniert. Markus hat jede Menge Wasser geschluckt und in die Lunge bekommen. Deshalb wurde er einige Tage im Krankenhaus behandelt.

Mit so was haben wir, die Streckenposten und der Veranstalter sicherlich nicht gerechnet. Es war eine Folge von mehreren “ unglücklichen Ereignissen“. Ich möchte hier allen Helfern danken, die uns vor Schlimmerem bewahrt haben. Die Saison ist damit leider für uns beendet. Der Cossi braucht jetzt ein neues Kleid. Die Falten lassen sich wohl nicht mehr bügeln…..